Atlantische Lachse im Schwarzbach? Ja, tatsächlich!

Die Wiederansiedlung des atlantischen Lachses – Lachsprojekt 2020

Beitrag von Timo Seufert

Bis etwa 1900 zogen vermutlich noch mehr als eine Millionen Lachse den Rhein hinauf und von dort aus auch in den Main und in dessen Zuflüsse, wie beispielsweise den Schwarzbach. Der Lachs, auch „Salm“ genannt, war einer der wichtigsten „Brotfische“ der Berufsfischer und ernährte viele Menschen in Rhein-Main Gebiet. Durch den Ausbau des Rheins und vor allem durch die Errichtung von Wehren, Staustufen und Wasserkraftanlagen brachen die Bestände im 20. Jahrhundert jedoch massiv zusammen und kollabierten letzen Endes komplett. Der Grund dafür war die massive Verbauung, die ein Erreichen der Laichplätze zunehmend erschwerte, beziehungsweise unmöglich gestaltete. Der letzte bekannte Nachweis aus dem Main wurde 1918 in Flörsheim  dokumentiert.

Die Wiederansiedlung des Lachses zählt zu den größten Artenschutzprojekten der Anliegerstaaten des Rheins. Bereits seit 1995 wird das Lachsprojekt 2020 (ehemals Lachs2000) vom Land Hessen unterstützt. Unser Schwarzbach gehört seit 2007 zu den hessischen Gewässern die im Rahmen des Projektes betreut werden. Zunächst erfolgte 2007 – 2008 eine Eignungsprüfung, bevor im Jahre 2009 mit dem Besatz begonnen wurde. Neben Smoltkontrollen (als Smolt wird das Stadium bezeichnet, welches im Frühjahr abwandert) und Laichgrubenkartierungen finden seit kurzem auch Rückkehrer- und Brutkontrollen statt. Diese erfolgen teilweise ehrenamtlich durch die Mithilfe unserer Vereinsmitglieder.

Die Junglachse finden in unserem Bach hervorragende Aufwuchsbedingungen vor. Neben ausreichend Habitaten und Futter, zeichnet sich der Schwarzbach auch durch seine ganzjährlich konstante Wasserführung aus. Die meisten Jungfische im Bach stammen aus Besatz. Als vorgezogene Brut, werden die als Parr (Stadium nach dem Aufstieg aus dem Kieslückensystem bis zur Smoltifiktion) bezeichneten Fische, in geeigneten Rauschen verteilt. Nach ein bis zwei Jahren im Bach färben sich die kleinen Lachse silber, ein sicheres Zeichen der Smolitifikation. Die Fische beginnen nun ab einer Temperatur von ca. 8 °C und mit einer Größe von ca. 12 – 20 cm abzuwandern. Nach 1 – 4 Jahren im Meer kehren sie dann als 60 – 100 cm (selten bis 140cm) große Individuen wieder in ihr Aufwuchsgewässer zurück um im Spätherbst abzulaichen.

Bereits bei der Abwanderung ins Meer warten auf unsere Lachse einige Gefahren. Neben den natürlichen Fraßfeinden in unseren Flüssen sind der Kormoran und anthropogene Störungen wie Wasserkraftanlagen, die größte Gefahr bei der Abwanderung. Aber auch wenn diese Gefahren erfolgreich überwunden wurden, warten auf die adulten Lachse weitere Gefahren. Der illegale Fang durch Berufsfischer, Schwarzangler und die Wehranlagen im Main sind die größten Gefahren während des Laichaufstiegs.

Trotz der immer noch bestehenden Widrigkeiten und einem fast unmöglichen Laichaufstieg konnten bereits erste Erfolge im Schwarzbach gefeiert werden. So konnte bereits einmal natürliche Reproduktion des Lachses im Schwarzbach festgestellt werden. Außerdem wurde 2016 erstmals ein adulter Lachsrogner im Schwarzbach nachgewiesen. Es wird also Zeit, dass die Durchgängigkeit des Mains weiter voran getrieben und verbessert wird, sodass bald noch mehr Lachse in den Schwarzbach zurückkehren können ! Und nicht nur der Lachs profitiert davon, sondern auch alle anderen Mitteldistanzwanderer im Main wie zum Beispiel die Nase, Barbe, das Rotauge und viele mehr. Auch diese Fische finden sich übrigens teils dauerhaft oder temporär in unserem schönen Bach wieder !

Für mehr Informationen über das Lachsprojekt könnt Ihr unten klicken.

www.lachsprojekt.de

Lachseier

Lachseier vor dem Schlupf

Foto: Gerhard Burock

Lachs schlüpft

Lachsschlupf

Foto: Gerhard Burock

Kürzlich geschlüpfter Lachs

Kürzlich geschlüpfter Lachs mit Dottersack

Foto: Gerhard Burock

Parrbesatz

Lachsparrs für den Schwarzbach.

Foto: Daniel Göz

Smolt

Ein Smolt, Angelfang aus dem Schwarzbach.

Foto: Timo Seufert

Smolt

Ein Smolt, ca. 15-20 cm

Foto: Timo Seufert